Eröffnung: 30.10. 19:00 Uhr
Ausstellungsdauer: 31.10. – 2.11.
Jasmin Hoffer und Oleg Soulimenko
Artist in Residence bei Int. Bühnenwerkstatt Graz und Jenya Studio
Choreographed bodies and landscapes
Im Sommer 2013 hatten Jasmin Hoffer und Oleg Soulimenko Residenzen in zwei ländlichen Bereichen Österreichs und Russlands. In Zusammenarbeit mit TänzerInnen aus beiden Ländern entwickelten sie Choreographien im Studio, die anschließend mit der geografischen Umgebung konfrontiert und gefilmt wurden.
In der Videoinstallation in der WERKSTADT GRAZ erfahren die Arbeiten eine weitere Rekontextualisierung als Puzzleteil einer Assemblage aus diversen Landschaften, Persönlichkeiten und künstlerischen Zugängen.
Die Choreographien präsentieren ein komplexes System aus Überlagerungen reduzierter Gesten mit dynamischen Bewegungen. Abstraktes trifft auf Bildhaftes. Die vielschichtigen Ebenen verlaufen parallel, aber nicht synchron zueinander. Eine narrative Struktur wird nicht beabsichtigt, Anfang und Ende haben keine besondere Bedeutung. Wiederholung spielt eine wichtige Rolle. Wie beeinflusst Zeit die Wahrnehmung des Performers und der Beobachter? Jede Choreographie folgt ihrer eigenen oft etwas verdrehten Logik.
Die Wahl des Bildausschnitts in der Landschaft fiel den jeweiligen Darstellenden zu.
Mühlreith in der Bad Ausseer Region und Dimitrovo, einige Stunden außerhalb Moskaus, bieten ähnliche und verschiedene Merkmale. Wälder, Felder, Flüsse und Seen sind die Gemeinsamkeiten. Während sich die Landschaft in dem pittoresken Dorf in den Alpen als einfach zugänglich und sehr kultiviert präsentiert, zeigt sich das russische Equivalent ursprünglicher und abenteuerlicher: Lediglich durch einen zweistündigen Fußmarsch durch einen sumpfigen, von Moskitos durchdrungenen Wald erreichbar, finden sich am Ende ein Dutzend Häuser, die weder mit fließendem Wasser noch mit einem Kanalsystem ausgestattet sind. In Österreich ist ausreichend Infrastruktur vorhanden, die Landschaft wirkt gepflegter. Man fühlt sich weniger abgeschieden. Auf einem Großteil der Fläche grasen Kühe, alles ist für den Tourismus aufbereitet.
Teilnehmende KünsterInnen:
Andrey Andrianov (Rus), Emmy Steiner (A), Jasmin Hoffer (A/D), Jenya Andrianova (Rus), Nadya Khrenkova (Rus), Olga Shvachko (Rus), Oleg Soulimenko (A/Rus)
Jasmin Hoffer und Oleg Soulimenko arbeiten seit Jänner 2011 gemeinsam an verschiedenen Projekten. Kennengelernt haben sie sich im Tanz Quartier Wien, wo Oleg im November 2010 sein Stück A Visit to This Planet 2 premierte. Gemeinsam haben sie einen reflektierten Zugang zu zeitgenössischem Tanz, der Humor, Selbstironie und eine Leidenschaft für Klarheit und Präzision in der Bewegung beinhaltet. Oleg war Jasmin’s künstlerischer Berater von zwei Soloperformances, im Sommer assistierte sie ihn bei seiner mit dem Publikum interaktiven Performance Chakra Dance bei der Choreografic Platform Austria im Rahmen von Impuls Tanz Wien. Gemeinsam unterrichteten sie Workshops in Moskau und St. Petersburg. Jasmin ist seine choreografische Assistenz bei der Tanzperformance mit dem Arbeitstitel „Dance I do not want to remember“, die im Jänner 2014 im Tanz Quartier Wien prämiert wird.
Kurzbiographie: Jasmin Hoffer
Jasmin Hoffer ist Tänzerin und Performerin aus Österreich. Zurzeit macht sie ihren Master in Tanzvermittlung im zeitgenössischen Kontext am Zentrum für Zeitgenössischen Tanz (ZZT) der Hochschule für Musik und Tanz Köln (HfMT).
Letztes Jahr präsentierte sie zwei Solo Performances, „I am the only one“ wurde im April im Rahmen von Raw Matters präsentiert. Im Sommer bewegte sie sich in „Cut the Cake“ zwischen verschiedenen physischen Zuständen und Tanzstilen auf dem Festival Art of Movement in Yaroslavl in Russia, wo sie auch zeitgenössischen Tanz unterrichtete.
Ihr Aufenthalt als Tanztrainerin in Palästina im Mai 2012 lag für sie auf interkultureller wie auch spartenübergreifender Ebene, da sie die dort entstandenen Fotoarbeiten im Rahmen der Bühnenwerkstatt Graz präsentierte.
Im August 2012 assistierte Sie Oleg Soulimenko bei der interaktiven Performance „Dancing Chakras“ im Österreich Pavillion im Rahmen von Choreographic Plattform Austria 2012.
Im Jannuar 2013 unterrichtete sie gemeinsam mit Oleg Soulimenko den Performance Workshop „Dance as a Model of Microcosmos“ in Moskau und St. Petersburg.
In ihre Arbeit fließt ihre Nähe zur Bildenden Kunst mit ein, 2006 bis 2008 besuchte sie die Meisterklasse für Malerei an der Ortweinschule, Graz. In Großbritannien studierte sie an der Scottish School of Contemporary Dance. Sie arbeitete mit Choreographen wie Evgeny Kozlov (RUS), Willi Dorner (A), Marta Ladjanszki (H), Tomas Danielis (SK/A) und Jianan Qu (RC/A).
Kurzbiographie: Oleg Soulimenko
Der russische Performance-Künstler Oleg Soulimenko lebt und arbeitet in Wien. Nach einem Studium der Ingenieurswissenschaften an der Moscow State Technical University entschied er sich für eine künstlerische Laufbahn und ließ sich an verschiedenen Theatern in Moskau zum Tänzer und Performer ausbilden.
1990 gründete Soulimenko die internationale Werkstatt Saira Blanche Theatre, deren provokative Performances weltweit tourten. Mit dem Saira Blanche Theatre war Soulimenko von 1996 bis 2000 an einer Kooperation mit Lux Flux, Wien beteiligt. Gemeinsam arbeiteten sie an einer Methode, Theater ohne Theater zu machen, Bühnenpräsenz ohne Regie herzustellen. Im Rahmen dieser Konstellation trat er europaweit bei Tanz- und Theaterfestivals auf. Als Kurator hat der Künstler zusammen mit dem Tanzquartier Wien unter dem Titel East meets West einen Dialog zwischen russischen und österreichischen KünstlerInnen initiiert. In Zusammenarbeit mit brut Wien hat er 2010 das neue Austauschprojekt Music here, Music there. Vienna – Moscow zwischen Österreich und Russland ins Leben gerufen, aus dem sowohl in Moskau als auch in Wien mehrtägige Showings hervorgegangen sind. Viele seiner eigenen Arbeiten sind darüber hinaus im Rahmen internationaler Kooperationen mit u.a. Lisa Nelson, Markus Schinwald, Meg Stuart, Jennifer Lacey, Steve Paxton entstanden. Sein Wissen über Tanz und Performance gibt er seit 2005 am Department für Tanz der Bruckner Universität Linz weiter und entwickelt regelmäßig Projekte mit SEAD.
Dank an:
Land Steiermark
Internationale Bühnenwerkstatt Graz