Haunted by Strokes
Eröffnung: 20. Juli 2016, 19 Uhr
GALERIE GRAZY, Sporgasse 16 (hofseitig), A-8010 Graz
Über die Malerei von KATHERINA OLSCHBAUR
Katherina Olschbaur geht es in ihrer künstlerischen Arbeit um eine kritische Auseinandersetzung mit der gegenwärtigen, im weitesten Sinn politischen Situation und den damit verbundenen „Auflösungsprozessen“, dem Schwinden einmal vorhandener Strukturen, was, wie sie feststellt, „durch die sozialen Medien eine emotional hoch besetzte eine starke Eigendynamik“ in Gang gesetzt hat, die auch körperliche Angst auslöst: „Der Boden auf den man tritt, ist schwammig; es ist keine Struktur vorhanden; die Körper sind da und auch nicht.“1
Olschbaur gelingt es, in ihrer Malerei eben dieser Phänomenologie Ausdruck zu verleihen, ohne jedoch auf eine spektakulär-illustrative Ikonografie zu setzen. Im Gegenteil, das Irritierende, vielfach Abgründige, das ihre sehr unterschiedlichen Bilderfindungen vermitteln, beruht auf der Intensität ihrer Auseinandersetzung mit dem Prekären der malerischen Form selbst, einer nicht auslotbaren dynamischen Beziehung zwischen Flächigkeit und Plastizität, zwischen Oberfläche und Tiefe, zwischen definierten Körpern und diffusen Auflösungen dieser Körper, die in Farben und lineare Figurationen übergehen. Olschbaur überlässt aber nichts dem Zufall oder dem möglichen Pathos des spontan Gestischen, sondern betreibt die komplexe Verschneidung von fragilen Systemen sehr bewusst. Sie baut Räume, die in sich zusammenbrechen, sie konstruiert von divergierenden Blickpunkten ausgehende Perspektiven, die dann im Ungewissen enden; sie entwickelt scheinbar signifikante, formale Elemente um diese zugleich in einer Art Verballhornung wieder zu verwerfen.
Manche dieser Elemente scheinen aus harten und festen Materialien zu bestehen, andere sind leicht und durchsichtig, die Olschbaur in subtilen farblichen Akzentuierungen gegeneinander ausspielt oder miteinander spielen lässt. Das Feste mutiert dann gelegentlich in stofflich Weiches, in sich ein- und ausstülpende Figurationen, die implizit auch auf die Leinwand selbst – den Bildträger – zurück verweisen und somit den Objektstatus des Bildes thematisieren.
Katherina Olschbaur verbindet in ihren Bildern materielle Sinnlichkeit mit der Verletzlichkeit des Körperlichen, was sich, nicht zuletzt dank des Bruckstückhaften in ihren Kompositionen als angst- und lustvolles Moment in ihnen niederschlägt. „Manchmal“, merkt sie an, „ist der Körper nur gefühlt anwesend, als Leerstelle.“2
Silvia Eiblmayr
Anmerkungen:
1 Gespräch mit K. Olschbaur im Jänner 2016.
2 K. Olschbaur, schriftliche Anmerkung, 2016.
Biografie von KATHERINA OLSCHBAUR
1983 in Bregenz am Bodensee geboren,
aufgewachsen an verschiedenen Orten,
lebt und arbeitet in Wien.
http://katherinaolschbaur.com/
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WERKSTADT GRAZ / GALERIE GRAZY
Sporgasse 16, hofseitig, A 8010 Graz
Ausstellungsdauer: 21.07. – 10.09.2016
Sommerpause: 9. – 20.08.2016
Öffnungszeiten: Mi-Fr 16-19 Uhr,
Sa 11-14 Uhr und nach Vereinbarung
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