„CUT“
Malerei
Donnerstag, 25. Oktober 2012, 19.00 Uhr
GRAZ KUNST, Sporgasse 20, A-8010 Graz
WERKSTADT GRAZ / GRAZ KUNST
Sporgasse 20, A-8010 Graz
Ausstellungseröffnung: 25.10 2012, 19.00 Uhr
Ausstellungsdauer: 26.10 – 24.11. 2012
Öffnungszeiten: Di – Fr 10 – 13 + 14 – 18 Uhr, Sa 10 – 13 Uhr
Natia Kalandadze
Kalandadzes Arbeiten zeigen die komplexen malerischen und kulturellen Erfahrungen auf, mit denen sich Natia Kalandadze auseinander gesetzt hat. Ein schneller Blick lässt die stilistischen Merkmale der Spontanität und der Leichtigkeit erkennen. Bei genauerem Betrachten, hinter der Einfachheit der Subjekte und der Anmut des malerischen Gestus, wird man aber wiederholt dazu eingeladen, sich auf die Poesie und auf die nicht-verbale Sprache einzulassen und wichtige Bezüge zur Geschichte der zeitgenössischen Malerei zu erforschen. Ausgehend von diesen Prämissen wird die Ausstellung zu einem kleinen Essay über den Wert der Malerei. Die Malereien, die auf von der Künstlerin selbst aufgenommenen Fotos oder auf Zeitungsausschnitten beruhen, suggerieren eine Auseinandersetzung mit der nicht-verbalen Dimension unserer Erfahrung und legen uns eine Begegnung mit der eigenen unbewussten Intelligenz und Sensibilität nahe.
Die Produktion Natia Kalandadzes rührt von ihrer großen Leidenschaft für einige Künstler um die Jahrhundertwende her. Mindestens drei der bekanntesten Künstler dieser Zeit müssen hier erwähnt werden: Gerhard Richter, für die Technik und Aufmerksamkeit gegenüber der empathischeren Eigenschaften der Malerei (man vergleiche diesbezüglich vor allem die große, seiner Familie gewidmeten Portraitserie); Joseph Marioni für seine Arbeiten über die Fühlbarkeit und über die autorepräsentative Fähigkeit der Malerei selbst; schließlich die Malerin Vija Celmis, deren Produktion gänzlich darauf ausgerichtet ist, die Fähigkeit der Malerei aufzuzeigen, sich mit der Zeit zu verbinden.
Das Mosaik der Querverweise zum Werk von Natia Kalandadze vervollständigt sich anhand drei großer Themen, die unsere Gegenwart bestimmen: Globalisierung des Tourismus, Austausch von Bildern und Massenreproduktion derselben. Drei Eckpfeiler also, die es uns erlauben, unsere tägliche Beziehung zu den Bildern zu hinterfragen und zu verstehen. Die unvollständigen Aufnahmen, mit denen Natia Kalandadze ihre Subjekte komponiert, spiegeln den Blick der Touristen wider: Sie überfliegen flüchtig die Welt wie Seelen des Fegfeuers, sie berühren alles, erfassen aber vielleicht nichts. Auch die Fragmentierung der Wahrnehmung eines Bildes, typisch für das Zappen im Fernsehen oder auch im Internet, wird wiederholt dargestellt: Kalandadzes Bilder werden zu einem Fragment eines Kaleidoskops, zur geduldigen Sammlung eines Forschers der Gegenwart. Und der Betrachter wird zum Magier, auf der Suche nach Resten und Ergebnissen für künftige Rezepte. Aus diesem Grund scheinen die Gemälde von Natia Kalandadze wie massenhaft reproduzierte Bilder: Auch wenn nicht direkt nehmen sie die digitale Zerlegung und Verarbeitung auf sich, aber stets mit dem Ziel, dass sich eine freie und von Moralismen losgelöste Beziehung ergeben kann, konfliktgeladen und gewinnbringend zugleich.
Natia Kalandadze, 1972, lebt und arbeitet in Wien. Häufige Aufenthalte in St. Ulrich. Diplom an der Kunstschule in Tbilisi und später an der Akademie der Bildenden Künste. Ab 1994 Besuch der Bildhauerei-Klasse Michelangelo Pistolettos, wo sie mit einem weiteren Diplom abgeschlossen hat. Viele Einzel- und Gruppenausstellungen in Österreich, Deutschland und in der Tschechischen Republik. Darunter erwähnt seien die Einzelausstellungen in Graz und Wien, und die Gruppenausstellungen im Hangar 7 in Salzburg, in der JMA und N Galerie in Wien und in der Galerie Grazy in Graz zusammen mit ihrem Mann Gilo Moroder.
Denis Isaia