Werk und Werk

„Mit MOZART wird durch alle existierenden und vorstellbaren Lebensräume geschnitten. Mit grenzenloser Euphorie, wird, nur mehr in halbwertszeitlichen Dimensionen messbar, kurzweiliger UNTERHALTUNGSWERT als Lebensmittel geboten. Dass es sich dabei allerdings um die Resonanz- und Bedeutungsräume von KUNST handelt blitzt einzig als Spiegelneuronenfeuer in der menschlichen Gehirnlandschaft.“

WERKSTADT GRAZ, Joachim Baur

 

Joachim Bauer “AUSTRIAN SOUNDCHECK FRONTISPIECE – Mozart (Schneeflockerl)“, 1994, computergesteuerte Wand-Maschine, New York

 

“…das Raumkonzept für AUSTRIAN SOUNDCHECK – Knitting Factory, New York, zeigt eine komprimierte Darstellung der Bild/Produkt gewordenen Musik österreichischer Wirtschaft/Kultur. FRONTISPIECE macht den Bereich der Tonlosigkeit in der Musik – mit Produkten und deren Etiketten sichtbar. FRONTISPIECE reflektiert im alchemistischen Sinn einer musique chimique (unhörbare Musik) die Wertigkeit von Musik im “Musikland Österreich”. THE FRONTISPIECE.”

(aus / from: BOOKLET “AUSTRIAN SOUNDCHECK”, steirischer herbst ´94 / styrian autumn ´94; austrian soundcheck – Otmar Klammer)

 

Mozartkugel (Praline),

Fanfare (Haselnußröllchen),

Swing (Strumpfhose),

Serenade (Bonbonniere),

Bolero (Wein),

Concerto (Streichkäse),

Fa (Deo),

Banjo (Minischoko),

Samba (Zigarren),

Intermezzo (Katzenfutter), etc.

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“MOZART-TEMPEL”, 1792, Graz, Schubertstraße 35

 

Dieser Pavillon steht im Garten des Hauses Schubertstraße 35. Es ist die erste Mozart-Gedenkstätte der Welt, geplant noch zu dessen Lebzeiten, fertiggestellt 1792 vom Grazer Kaufmann Franz Deyerkauf, einem glühenden Verehrer des Komponisten.

In seinem Haus, heute Murgasse 2, wurden einige Werke Mozarts zum ersten Mal aufgeführt.

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Irene Andessner „I.A. Mozart(?)“, 2005/2006 Das Projekt „I.A. Mozart(?)“

 

Initiiert von der „Mozart 2006 Salzburg“- Organisation produzierte Irene Andessner in Salzburg die Werkgruppe „I.A. Mozart(?)“. Das Fragezeichen im Projekt-Titel steht für die in Klammern gesetzten Fragezeichen in Bildunterschriften, die Unsicherheiten bezüglich Datierung, Identität der dargestellten Person oder des Malers eines historischen Künstlerporträts anzeigen. Dies trifft auf viele sogenannte Mozart-Porträts zu, so auch auf das 1785 von Joseph Grassi gemalte „Porträt eines Mannes (Mozart?)“, das Andessner nachinszeniert. In dieser (selbst)darstellerischen Arbeit reflektiert sie das fragliche, wechselhafte Bild, das sich die Gesellschaft von Mozart (wie von Künstlern generell) über die Zeiten hinweg macht – die Bilder, in deren physiognomischen und charakterlichen Identifikationen sich vielmehr die zeitgeistgebundenen Interpreten als der vorgeblich Dargestellte vermitteln. Der Gedanke der Identifikation des Darstellenden mit dem Dargestellten drückt sich in Irene Andessners Werktitel aus, der sich mit ihren enthaltenen Initialen (I.A.) wie die Frage „I am Mozart ?“ liest.

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Neue Mozartkugel mit Fragezeichen?

Im Jahr 250 nach Mozarts Geburt werden schätzungsweise 250 Millionen Mozartkugeln produziert. Ins Rollen gebracht hat sie der Salzburger Konditor Paul Fürst 1890 – und seinen Nachmachern unpatentiert vererbt. Lizenzfrei krümmen sich auch die kopierten Mozart-Konterfeis über die Pralinen. In die Lawine der Komponistenköpfe mischt sich im Mozartjahr 2006 ein neues Gesicht – das von Irene Andessner. Die Performance-Künstlerin hat sich in die Maske eines historisch ungesicherten Mozart-Porträts begeben und ihre „Mozart(?)Kugeln“ entpuppen sich erst auf den zweiten Blick als Persiflage mit applizierten Echtfotos. Mit seiner verfeinerten Rezeptur möchte der Chocolatier und Chefkoch vom Hotel Erzherzog Johann Graz das Salzburger Vorbild der Mozartkugel auch geschmacklich übertreffen.

Irene Andessner „MOZART(?)KUGEL“. 2006, Selbstporträt (Profil-Ansicht) nach „Porträt eines Mannes (Mozart?)“ von Joseph Grassi (1785), C-Print, Ø 20 mm, auf mattsilber Stanniol. Pralinengröße ca. 35 mm, ca. 25 g.

Hersteller: Chocolaterie Hotel Erzherzog Johann Bezugsquelle: GRAZ KUNST, 8010 Graz, Sporgasse 20, Austria, Tel. +43 316 818306, Fax +43 818306-60, werkstadt@mur.at

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Pirmin Blum „PARTNERCHEN“ (PARTNERS, ALLIES, PLAYMATES), 2006, Video Abbildung: Drehaufnahmen zu „PARTNERCHEN“, Fotoarchiv: WERKSTADT GRAZ

 

Deutschbauer / Spring „REFERAT MOZART 2056“

 

‚Auch Du bist Mozart – denke daran!‘

 

Mozarts Geist weht immer und überall, meint das Künstler-Duo Deutschbauer/Spring und lädt dazu ein, sich ganz in diesem Sinne kreativ zu betätigen. Julius Deutschbauer und Gerhard Spring zählen – gemessen an ihrer Präsenz in Öffentlichkeit und Medien – zu den bekanntesten Künstlern Österreichs. Durch ihre Plakate und Aktionen liefern sie immer wieder unverkennbare Statements zu meist aktuellen Themen. Im Rahmen von WIENER MOZARTJAHR 2006 rufen Deutschbauer/Spring dazu auf, „am Geist Mozarts aktiv mitzuwirken“. Wie das funktionieren soll? – „Unsere Bewegungen auf der Straße, im Restaurant oder in der Eisenbahn sind vom Geist Mozarts diktiert. Das ‚Referat Mozart 2056‘ ist das Gefäß, diese Bewegungen aufzunehmen.“ So die beiden Projektmacher. Gesucht werden verschiedenartigste Äußerungen (Bild oder Text, Musik, Tanz, Nippes etc.) zu, für oder gegen Mozart. Formale Vorgaben gibt es keine. Die Teilnahme ist denkbar einfach geregelt. Anmeldung per Post, Telefon, Fax oder E-mail genügt.

Deutschbauer/Spring garantieren Auftritte für alle Bewerber und bemühen sich um gleiche Bedingungen. Ca. 40 Veranstaltungsorte mit Auftrittsmöglichkeiten sowie Plakate, Magazine und die Homepage www.referatmozart2056.com sollen für eine breite Öffentlichkeit sorgen. Die Beiträge werden permanent auf der Homepage und vierteljährlich auch in gedruckter Form im Magazin „Referat Mozart 2056″ präsentiert. Für Deutschbauer/Spring existiert der Geist Mozarts nicht a priori. ‚Auch Du bist Mozart – denke daran!‘ lautete daher der programmatische Titel der Eröffnungsveranstaltung von „Referat Mozart 2056″, die von 20. bis 22. Dezember 2005 im Tanzquartier Wien/Halle G stattgefunden hat.

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STEFANIE ERJAUTZ “Jüngling Mozart”, 2005 Trikot, Watte, Strümpfe, Wolle, Draht, Stoff, Holz, Leder; mit beweglichen Gelenken, Höhe: 140 cm mozart/erjauz_foto

 

Hanakam & Schuller „MOZART IN DOSEN“, 2006

‚Wunderware‘ präsentiert Mozart in Dosen:

Pünktlich zu Jahresanfang startet ‚Wunderware‘ mit einem innovativen Produkt in die Mozart Saison. Exklusiv für Sie: Mozart in Dosen – ein Produkt, das sie bei keinem herkömmlichen Anbieter finden werden. Mozart in Dosen – erhältlich als Hamsterpack für die ganze Familie. Hier sparen Sie richtig Geld! Und dazu exklusiv – die Reisegröße, zeigen Sie Sich als wahrer Trendsetter und erleben Sie Mozart auch unterwegs!
Mozart in Dosen – das ideale Präsent zu jedem Anlass!
aus: http://www.wunderware.org

 

Wunderware

Die Konzeption von ‚Wunderware‘, also Präsentation und Verkauf von Waren, legt die Basis für eine erweiterte Nutzung von künstlerischer Arbeit.
Über diese hinaus erzeugen wir Waren, die auch außerhalb des kunstimmanenten Marktes durch ein Preis-Leistungsverhältnis bestehen, dass sich an herkömmlichen Marktstrukturen orientiert.
Der Erwerb von Produkten ist an die zeitliche Begrenzung des jeweiligen „Events“, zu dessen Anlass sie gefertigt werden, gebunden. 2005-2006 sind bereits ‚Weihnachten in Dosen‘, ‚Mozart in Dosen‘ und ’steirischer herbst in Dosen‘ erschienen.

© 2006 Markus Hanakam & Roswitha Schuller

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Die Nachkommen der Familie Mozart

Wolfgang Amadeus Mozart war selbst nie in Graz, doch sein Genie wurde hier von einem musikverständigen Mann früher erkannt als in manch anderer Stadt. Es war dies der Kaufmann Franz Deyerkauf, in dessen Haus Murgasse 2 schon zu Mozarts Lebzeiten dessen Werke aufgeführt wurden und der ihm auch die erste Gedenkstätte errichtete.

Mozarts Sohn Franz Xaver, nannte sich zwar auch „Wolfgang Amadeus“, blieb als Musiker stets im Schatten seines Vaters, konzertierte allerdings in Graz. Am 5. Juli 1820 machte er auf der Reise nach Italien, hier Station und spielte im ständischen Theater eigene Werke und solche seines Vaters.

Mozarts Witwe Konstanze war schon 1796 in Graz und besuchte eine zu ihren und ihrer Kinder Gunsten gegebene Opernaufführung von „Idomeneo“ und von Teilen aus „La Clemenza di Tito“. Mozart war jedenfalls gegen Ende des 18. und zu Anfang des 19. Jahrhunderts der meistgespielte Komponist in Graz. Sein zweiter Sohn Carl war gänzlich unmusikalisch und weder er noch sein Bruder hatten Kinder.

Die letzten Blutsverwandten Mozarts waren daher Nachkommen von Mozarts Schwester Anna Maria, allgemein „Nannerl“ genannt. Ihre Mutter war früh gestorben, sie lebte beim Vater und schloss mit 33 Jahren eine Vernunftehe mit dem zweifachen Witwer Baron Berchtold von Sonnenburg. Er brachte fünf Kinder in die Ehe mit, sie hatte noch drei eigene Kinder. Ihre zwei Töchter verstarben jung, ihr Sohn Leopold wuchs bei seinem Großvater auf. Dessen Hoffnung auf eine musikalische Begabung seines Enkels erfüllte sich aber nicht. Leopold wurde Beamter in Bregenz, wo er 1816 heiratete. Das Ehepaar hatte die Tochter Henriette und einen nach wenigen Tagen gestorbenen Sohn.

Henriette wurde 1817 geboren und heiratete 1841 den Militär-Beamten Franz Forschter, Sohn eines Lehrers aus Altenmarkt bei Fürstenfeld. Das Ehepaar hatte den Sohn Gustav und die Tochter Bertha. Als Franz Forschter in den Ruhestand trat, übersiedelte die Familie nach Graz. Gustav studierte durch zwei Jahre an der Technischen Lehranstalt in Graz, dem Vorläufer der Technischen Universität, wurde dann Kadett im Jäger-Batallion in Bruck an der Mur und machte die Feldzüge gegen Dänemark und Preußen mit. In der Schlacht bei Königgrätz wurde er verwundet, geriet in Kriegsgefangenschaft, aus der er aber bald wieder entlassen wurde. Er war ein tüchtiger Offizier, beliebt bei seinen Kameraden, geachtet von seinen Vorgesetzten und respektiert von seinen Untergebenen. Mit 33 Jahren wurde er als Oberleutnant und Regimentsadjudant zur Abrichtung der Rekruten nach Theresienstadt kommandiert, wo er schon 1875 starb, der letzte männliche Nachkomme der Familie Mozart.

Seine Mutter Henriette wurde 1871 Witwe und lebte zusammen mit ihrer Tochter Bertha in Graz. Psychische Schwierigkeiten führten 1888 zu ihrer Einweisung in die Heil- und Pflegeanstalt ‚Am Feldhof‘, wo sie am 18. Mai 1890 an Herzschwäche starb. Sie wurde auf dem Friedhof von Strassgang bestattet, ihr Grab ist nicht mehr erhalten.
Ihre Tochter Bertha wurde 1842 noch in Innsbruck geboren. Bald nach dem Tod ihres Vaters zeigten sich auch bei ihr Symptome einer psychischen Erkrankung, sodass sie 1874, als sie 32 Jahre alt war, zur Beobachtung in den Feldhof kam. Sie wurde bald wieder entlassen, aber von 1878 an lebte sie endgültig in dieser Anstalt. Sie starb am 9. Januar 1919 an einer Nierenkrankheit. Das Sterbebuch verzeichnet „Paranoia“ als Ursache ihres psychischen Leidens. Viele Spekulationen ranken sich um die Ursachen für die psychischen Erkrankungen von Henriette und Bertha. Die Quellen schrieben sie der Vererbung zu. Die Familie Mozart wurde nie verdächtigt, wohl aber die von Mozarts Mutter, die des Baron Berchtold, und 1902 schrieb der Grazer Musikwissenschaftler Ferdinand von Bischoff, die Krankheit sei von Henriettes Mutter ererbt, die „aus einer von Psychosen strotzenden Familie kam“.

Eine genaue Diagnose ist aber ohne schriftliche Krankengeschichte unmöglich. Henriette könnte an Altersdemenz gelitten haben, bei Bertha könnte sich um jene Krankheit gehandelt haben, die heute als „Schizophrenie“ bezeichnet wird. Bertha hatte 41 Jahre ihres Lebens im Feldhof verbracht, denn auch wenn ihr psychischer Zustand eine Entlassung aus der Anstalt erlaubt hätte, gab es niemand mehr, der sich ihrer angenommen hätte. Niemand erinnerte sich noch an sie, lediglich die Bestattungsanstalt „Friede“ meldete das Datum ihrer Aufbahrung auf dem Grazer Zentralfriedhof. Bertha Forschtner liegt dort in einem Ehrengrab der Stadt Graz, der Name ihrer Mutter ist auf der Grabtafel vermerkt, doch ist Henriette Forschtner nicht gemeinsam mit ihrer Tochter begraben. Mit ihnen, der Enkelin und Urenkelin Nannerl Mozarts, hatte die einst geniale Familie Mozart ein stilles Ende gefunden.

Christa Höller

 

Dr.Phil. Christa HÖLLER studierte Psychologie und Anglistik, und arbeitete als Psychologin. 1982 wurde sie freie Mitarbeiterin in der Kulturredaktion der „Südost Tagespost“ in Graz.

Derzeit arbeitet sie als Kulturjournalistin für Zeitschriften im In- und Ausland. Sie publizierte zwei Bücher, eine Biographie des Choreographen Waclaw Orlikowsky und ein Buch über die Gedenktafeln in Graz.

 

Alfred Resch „MOZART – Konsumtransporter“, 2006, Photos

Mozart is dead! Yes, of course he is, and has been for a long time. But he worked hard, very hard, and he is still working today! He brings consumer goods from one place to another, albeit not by land (by coach), as in former times, but rather by sea.

He was allowed to disseminate his works, along with many other things, under his own name.

Four colour photos of cargo ships christened „Mozart“, along with captions: Conductor Schooner, Music Liner, …

 

Alfred Resch “MOZART – Noten-Linien-Schiff”, 2006

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Alfred Resch “MOZART – Klaviaturen-Schiff”, 2006 mozart/resch_foto2
ALFRED RESCH “MOZART – Orchester-Container-Schiff”, 2006 mozart/resch_foto3
ALFRED RESCH “MOZART – Dirigenten-Schoner”, 2006 mozart/resch_foto4

 

Josef Taucher/ Christine Elisabeth Hollerer „MOZARTITE & GOETHITE“, Selten und Überall, 2006

 

Wolfgang Amadeus MOZART und Johann Wolfgang von GOETHE:

 

MOZARTIT CaMn3+(SiO4)(OH)

 

Typuslokalität:
Cerchiara Mine, nahe Faggiona, Borghetto Vara, Val di Vara, La Spezia, Ost-Ligurien, Italien.Erstbeschreibung:
(BASSO et al., 1993).

Namensgebung:
Das Mineral wurde nach Wolfgang Amadeus MOZART (1756 – 1791) und dessen Oper „Die Zauberflöte“ anlässlich seines zweihundertsten Todestages 1991 erstmals genannt.

Mineraldaten:
Symmetrie = orthorhombisch (2 2 2), Raumgruppe: P 212121
Farbe = dunkelrot, rötlichbraun
Spaltbarkeit = keine
Härte = 6
Dichte = 3.64
Glanz = Glasglanz
Strichfarbe = rot

 

Zellparameter und optische Daten als pdf-Datei

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GOETHIT FeOOH

Typuslokalität:
Hollertszug Grube (Hollerter Zug Grube), Dermbach, Herdorf, Betzdorf, Siegerland, Deutschland.

Namensgebung:
Das Mineral wurde nach dem Naturwissenschaftler und Dichter Johann Wolfgang von GOETHE (1749 – 1832) benannt.

Varietäten:
„Limonit“, „Brauneisenerz“; „Brauner Glaskopf“, „Gelber Ocker“, „Siderogel“, „Stilpnosiderit“, „Nadeleisenerz“, „Samtblende“

 

BÖHM, J. (1928), GOLDSZTAUB, S. (1935), HOPPE, W., (1940/1942), PEACOCK, M. A. (1942), (STRUNZ und TENNYSON (1977), RAMDOHR und STRUNZ (1980).

Erstbeschreibung:
Nach STRUNZ und TENNYSON (1977) durch LENZ (1806).

Mineraldaten:
Symmetrie = orthorhombisch
Farbe = schwarzbraun – lichtgelb, dünne Splitter braun bis gelb durchscheinend
Spaltbarkeit = # (010) vollkommen
Härte = 5 – 5 ½
Dichte = 4.3 – 3.8
Glanz = diamantartig
Strichfarbe = braun bis braungelb

 

Zellparameter und optische Daten als pdf-Datei

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Betrachtungen

 

Namensgebungen für ein weltweit neues Mineral nach einem Künstler oder einer Künstlerin sind in der mineralogischen Wissenschaft außerordentlich selten.
Beim Eisen-Oxid-Hydroxid-Mineral Goethit und dem Hydroxylgruppen-hältigen Calcium-Mangan-Silikat Mozartit ist dies geschehen und es sind unseres Wissens nach die Einzigen.Bei Johann Wolfgang von GOETHE ist ein Bezug zur Wissenschaft (Mineralienkabinett, Farblehre u.a.) gegeben.

Bei Wolfgang Amadeus MOZART ist es seine Oper ‚Die Zauberflöte‘, die immer wieder auch die Naturwissenschaftler inspiriert und beschäftigt. Sowohl Johann Wolfgang von GOETHE als auch Wolfgang Amadeus MOZART sind weltweit sozusagen „omnipräsent“. Der Eine in Bibliotheken, unzähligen Bücherschränken, auf Theaterbühnen, bei Lesungen usw. Der Andere in unzähligen Musikläden und Sammlngen in Form von Platten, CDs, Tonbändern usw., auf Notenblättern, in Konzertsälen, auf Opernbühnen, in Filmen etc.

Goethit ist oxidiertes und hydratisiertes Eisen – allgemein verständlich gesagt –, sozusagen „Rost“. Rost ist auf der ganzen Welt und darüber hinaus überall anzutreffen. Auch Produkte der menschlichen Kultur werden, wenn sie nicht andauernd behandelt und konserviert werden, zu Goethit umgewandelt. Der Höhepunkt der menschlichen „Eisenzeit“ liegt zwar hinter uns und wurde durch die „Kunststoffzeit“ teilweise ersetzt, trotzdem ist die Rostproduktion des Menschen enorm. Rostende Autos, rostende Panzer, rostende Schiffe, rostende Eisenrohre usf. sind eindrucksvolle Beispiele des „Vorkommens“ von Goethit.

Weitaus bedeutender ist dennoch die „natürliche“ Rostproduktion (Goethit als Rohstoff) als verwitternde Fe-Mineralien, meist in Form von Carbonaten und Oxiden. Derartige Vorkommen werden von den Menschen zur Rohstoffgewinnung abgebaut, um die unzähligen Gerätschaften, die die Menschen benutzen zu erzeugen, die dann wieder rosten und weggeworfen werden.
Es gibt also einen „Rostkreislauf“.
Eisenerze, (meist als Ankerit, Siderit, Goethit (Limonit), Magnetit usw.) vorliegend und bergmännisch, sowohl im Untertagebau als auch im Tagebau gewonnen, werden zu Eisen (Stahl) verhüttet, zu Geräten und Geräteteilen verarbeitet, welche dann wieder auf diversen Müllhalden landen und ab ihrer Produktion von der Natur wieder in Goethit zurück/umgewandelt werden. Goethit besitzt eine enorme wirtschaftliche Bedeutung.

Ganz anders verhält es sich mit Mozartit. Dieser ist bisher nur von wenigen Fundstellen weltweit bekannt und bloß in geringer Stückzahl vorhanden.
Derzeit sind neben der Typuslokalität drei weitere Fundorte bekannt:

1. Wessels Mine, Kalahari Mangan Feld – Hotazel, Südafrika
2. N´Chwaning II Mine, Südafrika
3. Jalgaon, Maharashtra, Indien
Er ist also eine echte Rarität.

Mozartit besitzt wirtschaftlich nicht die geringste Bedeutung.
Mineraliensammler und –systematiker zahlen aufgrund seiner Seltenheit relativ hohe Preise für Mozartit.

GOETHE als Künstlerklassiker ist zwar fast überall gegenwärtig, obwohl wahrscheinlich selten gelesen.
Goethit als Mineral ist in seiner wirtschaftlichen Bedeutung ein „Gigant“ und kaum bezifferbar.

MOZART ist als Komponist allbekannt und auch seine Vermarktung als Person (Mozartkugeln usw.) ist ein weitaus bedeutenderer „Wirtschaftsfaktor“ als jene von GOETHE. Mozartit als Mineral ist nur für Mineralogen, Kristallographen und Mineralsystematiker von Bedeutung; wirtschaftlich ist Mozartit derzeit bedeutungslos.

Die beiden „Allzeitgrößen“ in der Kunst besitzen als Mineral dasselbe orthorhombische Kristallsystem, nehmen aber in der Mineralsystematik in den Mineralklassen (aus natürlichen Vorkommen) unterschiedliche Positionen ein.

Goethit = IV. Klasse. Oxide-Hydroxide.
Mozartit = VIII. Klasse. Silikate.

Goethit ist ein Mineral der Verwitterungs-(Oxidations-)Zone von Eisenlagerstätten
Mozartit ist ein hydrothermal gebildetes Mineral in Manganlagerstätten und tritt auch in einem Zeolith aus dem Basalt des Dekkan Trapps auf (ebenfalls als Mineral der Hydrothermalphase).

 

Schlussbetrachtungen

Dieser Aufsatz stellt eine Verschmelzung von Kunst und Wissenschaft dar.
Es werden u.a. chemische, phyikalische, optische, strukturelle, röntgenographische Mineraldaten künstlerisch-biografischen Daten von Wolfgang Amadeus MOZART und Johann Wolfgang von GOETHE gegenübergestellt und Gemeinsamkeiten und Unterschiede werden humorvoll interpretiert und Assoziationen angefügt.

 

Literatur:
BASSO, R., G. LUCCHETTI, L. ZEFIRO und A. PALEMZONA, 1993: Mozartite, CaMn(OH)SiO4, a new mineral species from the Cerchiara Mine, Northern Apennines, Italy.- The Canadian Mineralogist, 31: 331-336.
BÖHM, J., 1928: Zeitschrift Kryst., 68: S 567.
GOLDSZTAUB, S., 1935:: Bull. Soc. Franc. Min, 58, 6 (Struktur, SB, 3. 372).
GUALTIERI, A. und P. VEBTURELLI, 1999: In situ study of the goethite-hematite phase
transformation by real time synchron powder diffraction.- Canadian Mineralogist, 84: 895-904.
HOPPE, W., 1940/1942: Strukturbeschreibung.
LENZ, 1806: Erstbeschreiber nach STRUNZ und TENNYSON (1980).
PEACOCK, M. A., 1942: Trans. Roy. Soc. Canada, 36: 107.
RAMDOHR, P und H. STRUNZ, 1980: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie.- 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag Stuttgart: 371 S.
STRUNZ, H. und Christel TENNYSON, 1977: Mineralogische Tabellen. Eine Klassifizierung der Mineralien auf kristallchemischer Grundlage.- 6. korrigierte Auflage. Akademische Verlagsgesellschaft Geest & Portig K.-G. Leipzig:621 S.

 

Anschrift der Verfasser:

Josef TAUCHER, Gleinalmstraße 194, A-8124 Übelbach.
Mag. Christine Elisabeth HOLLERER, Kaiser-Franz-Josef-kai 52, A-8010 Graz.

 

PRESSEARTIKEL als pdf:
Sunday Times, 1. Oktober 2006

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