LANDSCHAFT II
ANGELA DORRER / HANDSCAPES
WORKSHOP: 11 – 16 UHR
Landschaftsmalerei in Händen mit Angela Dorrer
Samstag, 14. Juni 2014, 11 – 16 Uhr
WERKSTADT GRAZ / GRAZ KUNST, Sporgasse 20, A-8010 Graz
HANDSCAPES.
Angela Dorrer malt Landschaften in Handinnenflächen, Landschaft als Handlandschaft.
Fels, Häute, Pergament, Papier, Leinwände, Screens, Kristalle in Plasma waren und sind Projektionsflächen für Visualisierungsmechanismen unserer gedanklichen Ordnungen und Unordnungen, Sehnsüchte und Visionen, usw.
Dorrer weist zurück auf die Haut, auf die intime Haut der Handinnenfläche. Dorrer arbeitet am Relief, das sie in den Handinnenflächen vorfindet. Unsere Handinnenflächen als verbindendes Zeichen, unabhängig von Hautfarbe und Herkunft, dem Körper zugewandt, bereit zu Gesten der Begegnung oder Ablehnung, gleich und doch einzigartig in ihrer Struktur. Die Handinnenfläche, die Haut, Grenze zwischen dem Innen und dem Außen wird zum Malgrund zum Trägermaterial, die Kartografierung der Hand ein Interface.
Landschaft.
Die Person, die ihre Handinnenfläche bemalen lässt, nimmt Platz, Angela Dorrer sitzt bequem gegenüber, die Hand wird unter der Lupenlampe der Künstlerin geöffnet. Man verweilt. Eine zeitlang betrachtet Dorrer die Handinnenfläche, sie erkundet das Terrain. Es herrscht gespannte Ruhe. Farbe wird gewählt, die Künstlerin entscheidet. Dorrer greift zum Pinsel, rührt in den kleinen Farbtiegelchen, der Pinsel wird in großzügigen Bewegungen über die Handlandschaft geführt. Vorhandenes kommt zum Vorschein. Pause. Farbwahl. Ein feiner Pinsel nun, zart streift er entlang vorhandener Linien, verstärkt sie, vervielfacht, löscht aus, taucht ein, verbindet und teilt. Es ist ruhig, Angela Dorrer stärkt sich zwischendurch mit einem Getränk, es wird kaum gesprochen, Konzentration. Man verharrt ruhig, die geöffnete Hand vor sich, erwartungsvoll.
Betteln.
Erwartungsvoll, gleich den Bettlern draußen vor der Galerie, in der geschäftigen Grazer Sporgasse, wo so viele sich empören über die Erwartungshaltung, bedürftig wie alle, kontemplativ wartend, unerfüllt, eine geöffnete Hand.
Copyright.
Pinselbewegungen immer wieder hin und her, mit dem Pinsel aus Marderhaar. Haare, aus der Haut ragende Hornfäden, in der Matrix verwurzelt, Antennen nach Außen, Anstoß und Erregungsmedium, moralischer, kultureller Art, Schnittstellen in doppelter Weise, die gebündelten Haare, Medium für den zarten Farbauftrag in der Interaktion zwischen Künstlerin und Modell – das Projektionsfläche und Leinwand in einem, Haare, die beinah einzig in den Handinnenflächen nicht zu finden sind. Geheime Hoffnungen endlich aus der Hand etwas lesen zu können, billige Lösungen bleiben unerfüllt, ein kurzer Moment mit einer neuen Kartografie in der eigenen Hand taucht auf, Biografie in Topografie.
Erde.
Ablichten und abwaschen.
Verwandelt.
Gedächtnisprotokoll: Barbara B.Edlinger